Das DLZ Wagenfeld präsentiert vom 22.09. bis zum 31.12.2022 die Ausstellung „Nah und Fern“. Unter diesem Titel haben sich der Holzbildhauer Reiner Madena aus Geestland/Sievern, die Fotografin und Illustratorin Andrea Döring aus Oyle und die Malerin Kerstin Friedrichs aus Liebenau zusammengefunden, um sie zu der ein oder anderen Reise einzuladen und sich von ihnen inspirieren zu lassen.
Reiner Madena hatte im Rahmen der Ausstellung „#ohnekunstistesgrau“ das DLZ kennengelernt und die Organisatorin Brigitte Cording gebeten, eine/n Partner/in für eine Ausstellung zu suchen. Aufgrund der verbindenden Leidenschaft für das Maritime, dachte Brigitte Cording sofort an Kerstin Friedrichs, die seinerzeit ihre Arbeiten im Fachwerkhaus am Meierdamm ausstellte. Da das DLZ viel Hängefläche bietet, machte Friedrichs den Vorschlag, auch Andrea Döring anzusprechen. Beide haben schon häufig zusammen ausgestellt und die Reiseskizzen Dörings´passten hervorragend in das Konzept der Ausstellung.
Die besondere Spannung erwirbt die Ausstellung durch die vielfältige und individuelle Umsetzung des Themas in Technik und Inhalt.
„Stromlinien“, „Fernweh“, „Unterwegs“, „Weitblick“ – alle diese Begriffe standen als Titel der Ausstellung im Raum und sie alle wären den Arbeiten auch gerecht geworden.
„Nah und Fern“…ganz pragmatisch: Betrachten Sie die Arbeiten aus der Ferne, erfassen sie die Skulptur, das Bild in seiner Gänze, seiner Position im Raum. Treten sie näher, springt plötzlich ein Detail ins Auge, eine wahrgenommene Fläche offenbart beim genauen Betrachten eine unerwartete Vielschichtigkeit. Entdecken sie in den Arbeiten auch die tieferen Dimensionen, die inhaltlichen Aspekte.
Die Holzskulpturen Reiner Madenas´ erlauben unerwartete Durchblicke. Aus jeder neuen Position bieten sich völlig unterschiedliche, interessante Eindrücke. Betrachten Sie die Skulpturen von allen Seiten. Entdecken sie die filigrane Eleganz, die er aus dem groben Holz herausgearbeitet hat. Die samtige, glatte, manchmal auch raue Oberfläche. Seine Skulpturen faszinieren mit einer Leichtigkeit, manche scheinen fast zu schweben. Und trotz dieser Verwandlung wohnt ihnen noch die Bodenständigkeit und Natürlichkeit des Materials inne.
Reiner Madena fuhr jahrelang als Kapitän zur See. Er arbeitet autodidaktisch, ohne diktierte Zwänge lotet er seine Kreativität immer wieder neu aus. Als Bildhauer arbeitet er bevorzugt mit Holz. Ein nachhaltiges Material, jung und doch archaisch vom Ursprung her. Er möchte das Material nicht beherrschen, sondern aus ihm schöpfen und jeden Tag neu dazu lernen und dem Holz das Raue, das Sinnliche und die Ruhe zurückgeben. Madena sagt: „Alle Exponate sind Teil meines Lebens und meiner Geschichte und zeugen von meiner Faszination für die Natur und alles Organische und letztendlich auch von der Existenz meiner Empathie für das soziale Leben und der Freiheit im Hier und Jetzt.“
Haben sie schon einmal auf einer Reise die Menschen genau betrachtet? Sind sie durch die Gassen geschlendert, haben die Atmosphäre einer fremden Stadt, eines anderen Kontinents in sich aufgesogen? Andrea Döring ist die perfekte Dokumentatorin und Illustratorin dieser Reisen. Mit schnellem Strich hält sie die Charaktere der Menschen, die Skurrilität von Szenen an Bord eines Kreuzfahrtschiffes, das geschäftige Treiben in den Straßen fest. Sie erfasst mit sicherem Blick jedes Detail und schafft es, mit locker gesetzten Farbakzenten, die Stimmung gelungen zu transportieren. Döring zeichnet nicht das hübsche Postkartenidyll. Sie skizziert das pure Leben. So setzt sie es auch in ihren Portraitzeichnungen um.
Hochglanzschönheiten interessieren sie nicht. Sie portraitiert Menschen, in deren Gesichtern sich das gelebte Leben spiegelt. Beeindruckend die Würde und Eleganz, die sich dem Betrachter bietet. Hier arbeitet sie akribisch, legt Schicht über Schicht und erzeugt auf diese Weise eine faszinierende Tiefgründigkeit.
Andrea Döring: “Mein Skizzenbuch und mindestens einen Stift habe ich immer und überall dabei. Für diese Ausstellung habe ich die Bücher auseinandergenommen und einzelne Skizzen gerahmt. Für mich bedeuten Skizzenbücher … Urlaub, Ferne aber auch Nähe und Alltag. Alles wird im Skizzenbuch festgehalten und ausprobiert. Ferne Länder werden skizziert und aber auch der eigene Garten. Oft entsteht die Bleistiftskizze vor Ort in ca. 5 Minuten und die Kolorierung dann später aus den Kopf oder nach einem Foto. Wichtig ist mir bei meinen Skizzen die Lebendigkeit und Farbigkeit. Als Material benutze ich alles was das Atelier hergibt und ich dabei habe.“
Das Thema „Nah und Fern“ wird von der dritten im Bunde: Kerstin Friedrichs in ihren Malereien und Zeichnungen nahezu fotorealistisch umgesetzt. Für die Motivsuche zieht es sie meistens an die Küste oder auf die nordfriesische Insel Amrum. „Windspiel“, „Anker am Sportboothafen“ oder „Stufen des Lebens“, so heißen ihre Bilder. Es entstehen Zeichnungen von Krabbenkuttern, Strandgut und Landschaften. Mit feinstem Tuschestift oder Pinsel arbeitet sie jedes Detail akribisch heraus. Es sind oft die kleinen unscheinbaren Dinge, die ihren Blick fesseln: Ein angebundenes Rostiges Metallstück an einen verwitterten Stock, ein alter Anker, das düstere Watt. Aber auch das hübsche Friesenhaus wird detailgetrau festgehalten. Zunächst fotografisch und in Skizzenbüchern festgehalten, werden sie im Atelier in kleinere oder größere Zeichnungen und Malereien umgesetzt.
Kerstin Friedrichs: „Dieses akribische Zeichnen macht mir am meisten Spaß, da kann ich wunderbar abschalten, da bin ich ganz im Hier und Jetzt. Es ist wie Meditation. Nur Auge und Gefühl können es gemeinsam erschließen.“
Allen drei Künstler*innen ist, neben ihrer langjährigen Mitgliedschaft im Verein Kunst in der Provinz e.V., ihre Offenheit gemeinsam, mit der sie ihre Umgebung, die Nähe und die Ferne beobachten und ihr begegnen. Lassen auch sie sich auf diese Reise ein. Führen sie Gespräche mit den Künstler*innen, vertiefen sie sich in die Arbeiten und gehen sie ein Stück des Weges mit.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des DLZ zu besichtigen. Eine Vernissage, umrahmt vom Popchor unter der Leitung von Leta Henderson, findet am Do. 22.09.2022 um 19 Uhr statt. Pate der Ausstellung ist Bürgermeister Matthias Kreye und die Laudatio zur Vernissage wird Carmen Finkenstädt aus Wagenfeld halten. Die Organisation der Ausstellung lag in den bewährten Händen von Brigitte Cording.
Die Veranstalter und die Künstler*innen freuen sich über zahlreiche Besucher*innen.
Mehr Infos zu den Künstler*innen:
Reiner Madena: Reiner-madena.blogspot.com, Facebook, Instagram
Andrea Döring: www.andreadoering.eu, Instagram
Kerstin Friedrichs: www.kerstinfriedrichs.de, Instagram